Komplexe Themen erfordern mehrere Perspektiven: Dazu kann man Expertinnen zusammenbringen, die ihr Wissen miteinander und mit den Teilnehmenden teilen. Doch die UX-Fishbowl lässt auch die Stimmen der Teilnehmenden mit einfließen und macht sie zu aktiven Mitgestalter*innen dieses Austauschformtats!
Für dieses Format legt man einen BigBlueButton-Raum an, in dem mehrere Menschen situativ ihre Videos anschalten können. Das Format ist also nur für Gruppengrößen bis zu max. 40 Teilnehmende umsetzbar – für noch größere Gruppen ist das Format der UX-Fishbowl ohnehin ungeeignet. Sollte man einen Expert*innen-Austausch vor einem größeren Publikum abhalten wollen, kann man natürlich ein “normales Panel” organisieren, bei dem eingeladene Expert*innen ein Gespräch führen und dieses dem Publikum in einen weiteren Raum gestreamt wird. Technisch ist dieses dann umzusetzen wie die Keynote, nur mit mehreren “Vortragenden”, die das Panel bilden.
Die UX-Fishbowl – angelehnt an die analoge UX-Fishowl der Liberating Structures – ist eine besondere Fishbowl: Sie bietet eine interaktive Möglichkeit, die Teilnehmenden schnell und fortlaufend in eine Expert*innen-Diskussion mit einzubeziehen. Im Gegensatz zu einer klassischen Fishbowl, bei der im analogen Raum gerne ein Stuhl unbesetzt bleibt, den die Teilnehmenden spontan besetzen können, um sich zwischenzeitlich in die Diskussion einzuklinken, wird hier zwischen Panel-Diskussion und Teilnehmenden-Interaktion gewechselt. Dieser Wechsel sollte von einer Moderation zu Beginn des Formats angekündigt werden, ebenso wie die Moderations-Freiheit, monologisierende Redebeiträge zu unterbrechen.
Das Format mag auf den ersten Blick kompliziert wirken, doch mit der richtigen Anleitung – ganz wichtig: die Panelist*innen sollten vorher instruiert werden, dass dies kein klassisches Panel ist – kann das Format einen lebhaften, authentischen Austausch ermöglichen. Es hilft, sich zunächst das Bild des Innenkreises (Panelist*innen) und des Außenkreises (Teilnehmende/Gäste) zu vergegenwärtigen und dieses zu Beginn auch so anzumoderieren. Die Moderation hält stets die Zeit. Diese ist abwechselnd in Redezeit für den Innenkreis und Redezeit für den Außenkreis strukturiert. Dabei wird die Redezeit im Verlauf immer kürzer.
Zum Start gibt die Moderation eine Fragestellung in den Raum (im Idealfall mit den Panelist*innen abgesprochen), die zunächst die Panelist*innen beantworten: jede*r Panelist*in formuliert einen ersten Impuls – der Innenkreis unterhält sich, die anderen hören zu. Wichtig ist hier, dass die einzelne Redezeit 2-3 Minuten nicht übersteigen sollte – Monologe sind besonders im Digitalen anstrengend!
Tipp: die Moderatorin kann ankündigen, einen Handy-Timer laut klingeln zu lassen, sodass alle mitbekommen, wann diese Zeit vorbei ist.
Hat jede*r Panelist*in ein Eingangsstatement formuliert, wird der Außenkreis aktiviert: Die Moderatorin kündigt an, nun alle in Kleingruppen in sog. Gruppenräumen zusammenzubringen, über die Funktionalität Drag-and-Drop kann man Personen Räumen zuweisen. Wichtig hier: Den Teilnehmenden kommunizieren, dass sie der Einladung in den Gruppen-Raum folgen müssen, der Hauptraum verbleibt für den Moment still. Das Panel sollte am besten von der Moderation in einen gesonderten Raum gebracht werden, damit es sich dort ungestört untereinander austauschen kann. Für die Panelist*innen liegt hierin eine besondere Qualität, denn sie können sich im geschützten Raum untereinander austauschen und niemand von außen hört zu.
Die Moderatorin sollte vor dem Start der Gruppen-Sessions klarmachen, dass ca. 4-5 Personen (ggf. nach Gruppengröße anpassen, es können max. 8 Gruppen-Räume erstellt werden) in einem Raum zusammengewürfelt werden, um sich dort unmoderiert auszutauschen. Nach der Kleingruppen-Diskussion sollen dem Panel aufkommende Fragen/Kommentare mitgeteilt werden, es kann hilfreich sein, in der Kleingruppe eine Person zu bestimmen, die diese anschließend in den Hauptraum tragen soll. Am besten gibt man für den Gruppenaustausch ein paar Leitfragen an die Hand wie: “Tauscht Euch in Eurer Kleingruppe dazu aus, was eben im Panel besprochen wurde: Welcher Punkt war besonders spannend? War was überraschend für Euch? Was war neu? Welche Fragen habt Ihr, die Ihr gleich dem Panel stellen wollt?”. Die Leitfragen kann man auch auf das Thema der Diskussion anpassen.
Tipp: Eine Entscheidungshilfe wie “Die Person mit den längsten Haaren beginnt” kann die anfängliche Stille brechen – sobald man im Gespräch ist, kann die Gruppe sich selbst organisieren.
Der Austausch in der Kleingruppe sollte mindestens 10, optimalerweise 15 Minuten betragen. Parallel spricht der Außenkreis (das Panel) unter sich.
Nach den 10 respektive 15 Minuten sollten alle Kleingruppen beendet werden und der Stimmenfang im Plenum startet: Die Moderation bittet nun die Kleingruppen, Fragen/Kommentare vorzutragen, auf die im Anschluss eine erneute Innenkreis-Diskussion anberaumt wird – die Moderation kündigt an, dass die Anmerkungen zunächst gesammelt und nach einigen Redebeiträgen aus dem Publikum von der Moderation geclustert verlesen werden, bevor der Innenkreis die nächste Runde des Austauschs unter den Panelist*innen startet. Der Stimmenfang kann mit den unterschiedlichen Methoden einer Q&A gelingen: Popcorn-Stil, Digitale Rednerliste, Geschriebene Fragen/Anmerkungen. Zum Nachlese dieser Möglichkeiten schau in die Beschreibung des Q&As in der Keynote. Danach fasst die Moderation die Fragen/Kommentare des Außenkreises zusammen und bittet den Innenkreis, die Punkte einer weiteren Diskussionsrunde untereinander zu besprechen. Dies erfolgt nicht im klassischen Frage-Antwort-Stil, sondern die Panelist*innen reflektieren vielmehr laut miteinander über das Gesagte – auch hier ist auf die Zeit zu achten (ca. 10 Minuten sind angebracht, je nach Energie der Diskussion auch etwas länger). Im Anschluss erfolgt eine erneute Aktivierung des Außenkreises in Form von Gruppen-Räumen. Der Wechsel zwischen Innen- und Außenkreis kann je nach gewünschter Länge des Formats beliebig oft durchgeführt werden. Minimal sollte der Außenkreis zwei Mal zum Austausch untereinander kommen und die Möglichkeit, durch die Impulse im Stimmenfang die Diskussion des Innenkreises zu bereichern.
Charmant ist es, den Innenkreis zum Ende hin eine kurze Schlussperspektive formulieren zu lassen, bevor das Format offiziell endet.
Gestaltung der Gruppenräume Innenkreis/Außenkreis: Damit die Panelist*innen während der Publikums-Aktivierung in einem geschützten Raum unter sich sprechen können, sollten diese in einen gesonderten Raum sortiert werden. Über die Drag&Drop-Funktionalität bei der Raumerstellung lassen sie alle Teilnehmenden bestimmten Räumen zuordnen. Es ist ratsam, dies von einer Technik-Moderation durchführen zu lassen, während die Moderation den Gruppenaustausch erklärt. Wahlweise kann man auch die randomisierte Funktion wählen, in der man nachträglich die Panelist*innen so umsortiert, dass sie in einem eigenen Gruppen-Raum landen. Den Hauptraum für den ungestörten Panel-Austausch zu nutzen ist nicht ratsam, da die Panelist*innen dort nicht unter sich sind - immerhin ist die Moderator*innen noch anwesend und spontan dazukommende Teilnehmenden können ebenso auftauchen.
Leitfragen für die Aktivierung des Außenkreises: Am besten schreibt man die Leitfragen kurz in den Chat des Hauptraums, in den die Teilnehmenden weiterhin spicken können, auch wenn sie in einem Gruppenraum sind.
Aktivierung des Außenkreises: Der Außenkreis wird mehrmals in Form von Kleingruppen-Diskussionen á ca. 4-5 Personen aktiviert. Wichtig ist zu beachten, dass max. 8 Gruppen-Räume erstellt werden können. Die Gruppen werden hier jeweils neu zusammengestellt, sodass man für jede Gruppen-Runde stets 1-2 Minuten einplanen sollte, damit die Teilnehmenden sich kurz vorstellen können, bevor sie in die thematische Diskussion gehen.
Wichtig: Der Innenkreis bleibt in diesem Format während der Aktivierung des Außenkreises stets unter sich in einem eigenen Gruppenraum!