Das Zusammenkommen im Digitalen bietet viele Chancen: ortsunabhängige Treffen können Grenzen überwinden, man kann viele Menschen auf einmal teilhaben lassen und das Ganze kann auch noch richtig Spaß machen!
Dass eine Veranstaltung gelingt und inhaltlich wie vom Spaßfaktor überzeugt, ist allerdings – wie im Analogen auch – kein Selbstläufer. Jedoch gibt es im Digitalen ein paar besondere Kniffe, die Aufmerksamkeit brauchen / nicht ganz so intuitiv ablaufen können:
Soziale Interaktion klappt nicht per se von alleine. Wer kennt es nicht: man betritt ein digitales Meeting und entweder sind alle anderen genauso stumm wie man selbst beim Betreten des virtuellen Raumes, oder es wird schon aufgeregt gesprochen und so richtig weiß man keinen Einstieg zu finden. Schließlich ist man mit seinem Redebeitrag für einen Moment die Alleinunterhalter*in und das kann ganz schön viel Druck ausüben. Im Digitalen sollte also auch das lose Geplauder moderiert werden.
Die Aufmerksamkeitsspanne ist digital geringer. Ein ganzer Veranstaltungstag ist auch im direkten Miteinander anstrengend, im Digitalen allerdings kaum möglich umzusetzen. Digitale Zusammenkünfte schlauchen, das Gehirn sucht unentwegt nach Signalen, die digital nicht kommen und ohne automatische Bewegungsmomente wie Raum- und damit Szenenwechsel wirkt ein Tag schnell dreimal so lang. Das Programm im Digitalen muss also gestaucht (z.B. durch das Weglassen initial geplanter Programmpunkte) oder gestreckt werden (z.B. auf mehrere Tage ausgedehnt). Das digitale Programm muss von ausreichend Pausen gesäumt sein und durch kleine Ice-Breaker immer wieder in Erinnerung rufen, dass wir Menschen sind, und keine Roboter, die auf Laptops starren.
Die Stimmung im Raum ist nicht von alleine erkennbar/spürbar. Im Analogen lässt sich die Stimmung im Raum ganz gut erfassen. Ist es leise, ist es laut, halten die Menschen den Kopf schief oder nicken sie leicht: Körperliche Signale lassen uns erkennen, wo die Energie im Raum gerade steht. Diese subtile Interpretation fällt im Digitalen ohne sinnliche Wahrnehmung erheblich schwerer oder ist gar unmöglich. Um herauszufinden, wie die Stimmung gerade ist bzw. für eine gute Atmosphäre zu sorgen, braucht es Momente, in denen dies aktiv zum Ausdruck kommen kann. Ice-Breaker lockern die Atmosphäre auf und vereinbarte Handzeichen können genutzt werden, um eine Wortmeldung oder auch den Bedarf nach spontanen Pausen zu signalisieren.
Ein gut moderierter Einstieg ist die halbe Miete: Die akademische Viertelstunde, die im Analogen Veranstaltungen mit allgemein anerkannter Verzögerung beginnen lässt, hat sich im Digitalen bislang nicht etabliert. Digitale Zusammenkünfte starten in der Regel pünktlich, Plaudermöglichkeiten sollten im Programm gekennzeichnet sein (z. B. als “digitales Frühstück” oder “digitale Kaffeepause”) und moderiert werden. Der Einstieg in das offizielle Programm sollte mit einer Vereinbarung starten, wie man über den Zeitraum miteinander kommuniziert (via Chat, über direkte Wortmeldung…?). Außerdem sollte verkündet werden, wie viel Selbstverantwortung den Teilnehmenden in der Veranstaltung zuteil wird: Neben dem Umgang mit kurzen “Biopausen” (ist kurzes Verlassen der Tagung für einen weiteren Tee jederzeit okay?) heißt das auch: Sind die Teilnehmenden Zuhörer*innen, oder Co-Gestalter*in der Tagung? Will man die Tagung aktivierend starten, ist ein Start mit einem partizipativen Programmpunkt (z B. Impromptu Networking) ratsam.
In den folgenden Texten zeigen wir Dir ganz konkret anhand von Formaten, wie Du eine digitale Tagung kurzweilig, energiegeladen und möglichst partizipativ gestalten kannst. Die Formate sind nach dem angestrebten Ziel des jeweiligen Programmpunkts sortiert: von der Wissensvermittlung (Wissen teilen) über das gemeinsame Erarbeiten von Ergebnissen (Kollaboration) bis hin zur Vernetzung (Netzwerken) geben sie Dir Inspiration und Anleitung für ein gelungenes digitales Event!